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LoCo GdB: Meine Erfahrung mit dem Antrag für den Grad der Behinderung

Erfahrt hier, wie ich den Grad der Behinderung beantragt habe und warum. Was für Aspekte für mich dabei am wichtigsten waren, wie es ausging und was ich als Learning heute anders machen würde.

 

DISCLAIMER: Ich bin keine Expertin, sondern berichte nur von meinen eigenen Erfahrungen. Das heißt nicht, dass mein Weg auch euer Weg ist, meine Motive euren gleichen oder ihr generell meine Erfahrung als Best Case sehen solltet. In dem Fall ist es sogar eher eine "Story wie ich scheiterte".

 

Ich sehe den Artikel als zweiten Blogartikel zu meiner Reihe zum Thema Finanzen. Hier könnt ihr den ersten Artikel zur Erwerbsminderungsrente nachlesen. Spoiler: das lief besser ;-).

Vorweg ...

So Ihr Lieben, wie ihr seht, werde ich nicht besser, was Kontinuität und Zuverlässigkeit betrifft. Aber so ist das nun mal: Der Alltag nimmt alle Energie. Was ich früher spät abends noch sitzen konnte und ggf. für private Projekte (oder die ein oder andere Arbeitsstunde) Energie und Motivation fand, ist nun nicht mehr möglich. Aber es ist ok, ich habe es akzeptiert. Auch, dass ich oft monatelang mit meiner Tochter zusammen schlafen gehe, während andere danach noch 2-3 Stunden „Me-Time“ haben.

Es gibt auf jeden Fall noch ein paar Themen, die ich hier auf diesem Blog ansprechen möchte, denn sie betreffen vor allem diejenigen unter uns, die nicht nur 3 Monate oder ein halbes Jahr mit Long Covid/ Post Covid zu tun haben, sondern das Gefühl haben: Es wird einfach nicht besser - egal was ich tue (dazu noch mal ein Reminder zum Thema Pacing und Dinge, die ich gerne von Anfang an gewusst hätte). 

 

Irgendwann - früher oder später - trifft einen die Frage: Ist dieser Zustand von Dauer? Wird er überhaupt noch besser? Oder absehbar in einem Jahr besser? Man fängt an, von Tage zu Wochen, von Monate zu Jahre zu denken, wenn die Genesung auf sich warten lässt. Irgendwann habe ich fast ganz den Stand vergessen, den ich vor der Corona Infektion hatte (da ich mein Leben so angepasst habe, dass ich wenig crashte und mich plötzlich normal fühlte in meinem Normal sein..siehe Schlafensgehzeit. Was eigentlich Krankheitszustand war/ist, der einfach nur chronisch wurde. 

 

 

Schlaflose Nächte bereitete mir der finanzielle Aspekt meiner Krankheit. Ich sorgte mich, dass mein Arbeitgeber mir bei negativer Krankheitsprognose kündigen würde und dann? Es gab in mir den starken Antrieb, meinen Job behalten zu wollen. Nicht nur um finanziell sicher zu sein (das wäre ich durch Krankengeld und später Arbeitslosengeld ja noch für einige Zeit und Erspartes hatte ich zum Glück auch- eine Erwerbsminderungsrente selbst wäre für mich zu wenig zum Leben), es war auch ein Gefühl des Versagens und des kompletten Verlusts meines alten Lebens, wenn ich nach meiner Gesundheit, meiner Zeit mit meiner Familie auch noch meinen Job verlieren würde.

 

Eigentlich kam ich deshalb auf die Idee, den Grad der Behinderung zu beantragen. Denn ab einem bestimmten Prozentsatz ist es möglich, beim Amt für Arbeit einen Gleichstellungsantrag zu stellen und dann mit Schwerbehinderten bzgl. eines stärkeren Kündigungsschutz gleichgestellt zu sein. 

Warum überhaupt den GdB beantragen?

Den Grad der Behinderung hauptsächlich deshalb beantragt, weil ich so das Gefühl hatte, etwas zu tun, um meinen Job zu erhalten - zumindest eine Kündigung schwerer zu gestalten -> Ob das im wirklichen Eintreten des Falles wirklich so gekommen wäre - weiß ich nicht. Denn zum Glück ging mein Arbeitgeber nie diesen Schritt und zum Glück war eine Wiedereingliederung und danach stundenweise Reduzierung meiner Arbeitszeit bei ihm möglich. 

 

So, das sind also meine Hintergründe, warum ich an den GdB dachte. Und nebenbei hat es weitere Vorteile:

  • Steuer: es kann mehr abgesetzt werden - abhängig vom Grad der Behinderung

Das fällt mir leider auch schon „nur“ zu meinem Fall ein.

 

Allgemein hat es aber folgende weitere Vorteile. Hier lasse ich wieder die Text-KI zu Wort kommen, denn es handelt sich um allgemeine Punkte, die sie mir zusammengetragen hat. Bitte prüft in eurem individuellen Fall, ob das für euch auch Vorteile sein könnten: "Hier sind die weiteren allgemeinen Vorteile eines Grades der Behinderung (GdB) in Deutschland:

  • Mögliche steuerliche Vergünstigungen, wie z. B. Freibeträge bei der Einkommenssteuer und Ermäßigungen bei der Kraftfahrzeugsteuer.
  • Erleichterter Zugang zu beruflicher Rehabilitation, Umschulung und Förderung von Arbeitsplatzanpassungen.
  • Vorrang bei der Vermittlung in bestimmte Arbeitsplätze oder besondere Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz.
  • Verbesserter Kündigungsschutz im Vergleich zu nicht-behinderten Beschäftigten.
  • Zugang zu speziellen Fachdiensten und Förderung durch Integrationsämter ist gegeben.
  • Arbeitgeber können Zuschüsse und andere finanzielle Förderungen erhalten, um die Einstellung und langfristige Beschäftigung von gleichgestellten Personen zu erleichtern."

Disclaimer: auch hier hat die Liste kein Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit, lasst euch immer beraten.

 

 

Wie bin ich beim Antrag auf den GdB vorgegangen? Story wie ich "scheiterte"

Um es vorweg zu nehmen, ich bekam einen Ablehnungsbescheid für den GdB!

 

Zuerst beriet ich mich beim sozialen Dienst in dem Krankenhaus, in dem ich mit Long Covid in Nachbetreuung war. Dann füllte ich den Antrag auf GdB selbst aus. … Doch entgegen der Zusage der Erwerbsminderungsrente, war dieser Antrag nicht von Erfolg gekrönt. Deshalb gehe ich gar nicht darauf ein, was ich wie ausgefüllt habe, denn am Ende hat es ja nichts gebracht. Und ich weiß bis heute nicht, warum es nicht geklappt hat, da ihr also nicht meine Fehler wiederholen sollt, lass ich diesen Part lieber raus.

 

ABER

Ich hörte zu der Zeit dann den Podcast von Tidal Faces und kam auf den VdK Hamburg (ich wohne in Hamburg), der bei solchen Anträgen - und Widerrufen unterstützt! Ich wurde Mitglied und der VdK ging für mich in den Widerspruch.

 

Und siehe da! 

 

Ich bekam einen geringfügigen GdB!! ABER er reicht nicht um einen Antrag auf Gleichstellung bzgl. der Schwerbehinderung und dem erweiterten Kündigungsschutz zu stellen. Dennoch nützt er steuerlich etwas. 

Learning - Fazit

Also Fazit des Ganzen: Nächstes Mal würde ich mir von Anfang Unterstützung holen und den Antrag nicht nochmal allein ausfüllen. Für mich war es mehr Zeit und Mühe als es am Ende etwas gebracht hat. Und meine Sorge hatte sich auch nicht bewahrheitet. So dass ich - würde ich heute noch mal entscheiden - es über den VdK laufen lassen würde und nicht selbst so viele Nerven und Energie reinstecken würde.

 

 

Ich hoffe, das der Artikel dennoch interessant für euch ist.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Olli (Freitag, 25 August 2023 04:03)

    Hi, danke für deinen Beitrag.

    Ich habe ebenfalls einen Antrag wegen Post-Covid gestellt. Mich würde es dennoch brennend interessieren wieso Du nur wahrscheinlich einen GdB 20 bekommen hast?
    Mein Antrag läuft noch und ich warte auf das Ergebnis. Ich habe mich viel damit beschäftigt und bei Post Covid sollte eigentlich ein GdB 50 drin sein.

    Vom VDK bin ich nicht überzeugt. Du musst bei deiner Erkrankung ja nach den Richtlinien andere Krankheiten raus suchen und v.a. die Einschränkungen angeben.
    Ich vermute Du hast als Krankheit Post Covid Syndrom angegeben mit Erschöpfung. Mit der Diagnose ist nach Widerspruch ein GdB 20 drin, mehr nicht.

    Ich habe etwa 50 Seiten Befunde und meine Einschränkungen über 10 Seiten hinzugefügt.

    Zuvor fit, habe ich Einschränkungen in der Arbeit und im privaten, was selbst mit einen Bruch der Beziehung beinahe endete. Bei mir griff Covid-19 oder die Impfung mein Herz, Lunge und einige weitere Organe an.

    Ich bin gespannt auf mein Ergebnis des GdB. Nach den Richtlinien wäre ich bei über 50. Erstmal gucken ob ich das richtig alles verfasst habe.